Ich kopiere mal den Text der Reparaturwerkstatt hier ein.
E
Ich tendiere gegen eine Revision.in Pleuellager ausgebaut und die Lagerschale sowie den dazugehörigen Pleuellagerzapfen optisch begutachtet. Der Zapfen sieht wie neu aus (keine Riefen) und die Lagerschale hat nur ganz normale Verschleißspuren. Die Lagerschalen sind von FOMOCO und haben eine Datumskennung von 05/67.
Auch sonst haben z. B. die Dichtungen der Ansaugspinne Ford Nummern (C2….) also die sind von 1962, so daß man wirklich davon ausgehen muß, daß der Motor noch nie auseinander war.
Dann habe ich gedacht, daß der hintere Kurbelwellendichtring undicht wäre und somit eine komplette Überholung Sinn machen würde. Dazu muß nämlich in den meißten Fällen die Kurbelwelle demontiert werden. Es ist aber nicht der KW-Dichtring sondern der Getriebedichtring.
Die Zylinderbohrungen sind auch nicht, wie bereits besprochen, übermäßig verschlissen. Nein, im Gegenteil, sie sind nur leicht verschlissen. Ich habe zwei Zylinderbohrungen gemessen und in zwei Zylindern bei einem Kolbensollspiel von 0,04 bis 0,06 mm ein maximales Spiel am oberen Rand der Zylinderbohrung von 0,8 bis 0,9 mm gemessen. Dies ist für die Laufleistung ein sehr geringer Verschleiß.
Ab 1,5 cm bis 2 cm Tiefe ist bereits Sollspiel vorhanden. Sehr außergewöhnlich.
Dieser generell geringe Verschleiß zeigt sich auch an anderen Bauteilen, die ich sichten konnte, wie den Hydrostößeln oder den Ventilkontaktflächen zwischen Kipphebeln und Ventilen.
Die Berührungsschäden durch die Ventile an den Kolben sind sehr sanft und es ist wohl nicht mit einem weiteren Schaden an den Kolben durch das Aufsetzen der Ventile auf die Kolben zu rechnen.
Um diese Unsicherheit aber noch etwas zu minimieren, habe ich einen Kolben samt Pleuel demontiert und den Kolben optisch begutachtet, insbesondere bei der oberen Kolbenringnut. Diese kann sich durch das Aufsetzen der Ventile verformen. Da konnte ich aber nichts feststellen. Ich denke, das gilt dann auch für die anderen sieben Kolben.
Grundsätzlich ist sehr pfleglich mit dem Motor umgegangen worden.
Die Zylinderköpfe: Alles noch originale Ford Teile (Ventile, Ventilschaftdichtungen, etc., alles mit FOMOCO-Prägung).
Leider sind die Auslaßventile krumm und müssen erneuert werden. Dann erneuert man natürlich alle Ventile und auch die Ventilführungen (schade, ist vom Verschleiß her auch alles sehr gering)
Es würde dann auch die Möglichkeit bestehen, Ventilsitzringe einzuschrumpfen, dann müssten Sie in Zukunft keinen „Bleiersatz“ mehr dem Kraftstoff zumischen.
Soll das gemacht werden?
Die Kipphebel und die Kipphebelachsen sollten eigentlich auch in Ordnung sein. Die schau ich mir noch mal genau an, aber auch hier bleibt eine Restunsicherheit.
So, was soll das alles bedeuten:
Also, meiner Meinung nach ist der entstandene Schaden durch die ursprünglich angedachte Reparatur durchaus behebbar. Das Restrisiko eines potentiellen Schadens an den Kolben halte ich nach meinen eigenen Begutachtungen und auch nach Rücksprache mit meinem Motorenschleifer und eines weiteren Kollegen für gering.
Trotzdem muß ich die Fakten doch der Vollständigkeit halber und zu Ihrer Entscheidungshilfe noch einmal gegenüberstellen.
Gegen eine Motorrevision spricht:
- Wesentlich geringere Kosten und die Kosten sind deutlich überschaubarer.
- Originalität bleibt zum Teil erhalten.
- Generell geringer Verschleiß des Motors.
- Ursprünglicher Schaden muß wirklich als getrenntes Ereignis betrachtet werden.
- Keine momentanen Undichtigkeiten am Motor, insbesondere des KW-Dichtringes hinten (kann sich aber ändern).
- Wahrscheinlichkeit möglicher Schäden an den Kolben halte ich für gering.
- Wahrscheinlichkeit möglicher Schäden an den Kipphebeln und den Kipphebelachsen halte ich auch für gering.
- Motoroptik würde ich dann so belassen (Originalität).
- Die Getriebeundichtigkeit repariert man erst dann, wenn diese wirklich stark zunimmt.
Für eine Revision spräche:
- Der Motor ist nun schon zu einem größeren Teil zerlegt (dann macht man den „Rest“, der nicht unerheblich ist, auch noch).
- Es bleibt keine Restunsicherheit bezüglich potentieller Kolbenschäden. Aber wie gesagt, die halte ich eher für sehr gering.
- Neuer KW-Dichtring hinten minimiert die Möglichkeit einer zukünftigen Ölundichtigkeit am Motor hinten deutlich.
- Viele Bauteile werden erneuert: Erneuerung aller Kolben, Kolbenringen, alle Lager, Dichtungen, Nockenwelle, Hydrostößel, Stößelstangen, Ventilen, Ventilfedern, Ölpumpe. Block gebohrt und gehont, Zylinderbänke geplant, Zylinderköpfe geplant, Köpfe mit neuen Ventilführungen und Ventilsitzringen auf der Auslaßseite (ermöglicht den Betrieb mit bleifreiem Kraftstoff ohne „Bleiersatz“). Motor lackiert in Wunschfarbe oder auch nicht).
- Man kann (sollte unbedingt) dann die Undichtigkeiten am Getriebe beheben. Wellendichtring vorne und oberer Getriebedeckel. Anmerkung: Bitte beachten Sie, daß schon auf Grund des letzten Punktes die Kosten steigen. Außerdem ist das Getriebe an der Glocke sehr schmutzig und muß von Hand gereinigt werden. Ob die Kupplung dann in Ordnung ist, kann man auch erst nach der Demontage sehen. Das heißt insgesamt, daß hier mal wieder der berühmte Rattenschwanz anhängig ist.
EDIT:
Das eine Revision teuer ist weiß ich, falls sich hier jemand angesprochen fühlt.
