vor circa vier Wochen habe ich meine nunmehr acht Autos umfassende Sammlung um ein Mustang Coupé von 1966 erweitert.
Ich habe mich bis vor ein paar Monaten mit US-Cars nicht wirklich auseinandergesetzt (obwohl ich ein Faible für große, ältere Motoren habe, insbesondere V8) und es war nicht geplant, noch ein Fahrzeug anzuschaffen.
Als mir dann ein langjähriger Klient und Freund beiläufig davon erzählte, dass er seinen Mustang wohl abgeben werde, wurde ich hellhörig und begann, mich mit diesen Autos zu beschäftigen. Ich war recht schnell Feuer und Flamme, das Geräusch dieser Motoren war sofort wieder präsent, schließlich fuhr ich den Wagen schon das ein oder andere mal als Beifahrer. So reifte dann zügig die Entscheidung, solch einen Wagen haben zu wollen, verkörpert er doch etwas völlig anderes, als ich bisher habe.
Meine geschäftliche und freundschaftliche Beziehung zum Vorbesitzer gab mir einerseits das gute Gefühl, nicht die Katze im Sack zu kaufen, andererseits erschwerte sie mir die Preisverhandlung - mit Freunden feilsche ich nicht gerne um Geld.
Zunächst wollte ich die die komplette Historie des Wagens kennenlernen, soweit möglich. Die möchte ich bei all meinen Autos wissen, sie erleichtert es mir, eine Beziehung zum Fahrzeug auszubauen. Vielleicht weiß der ein oder andere, was ich meine

Zwar kannte ich den Mustang, seit er 2014 durch den Vorbesitzer importiert wurde, viel mehr wusste ich aber nicht.
Offen und ehrlich, wie man es unter Freunden tut, erzählte er mir also alles über das Auto und räumte selbstkritisch ein, damals als noch unerfahrener Gebrauchtwagen- und insbesondere Oldtimerkäufer Fehler gemacht zu haben, die er so heute sicher nicht nochmal täte.
In dem Glauben, über einen Zwischenhändler ein solides Fahrzeug gekauft zu haben, kam bei der ersten Polizeikontrolle das erste böse Erwachen. Scheinbar handelte es sich um ein amerikanisch aufgepäppeltes Exemplar, für das er viel zu viel bezahlt hat. Ich glaube, es waren damals 22.500€ und das Gutachten (3+) erschien im Nachgang unglaubwürdig. Der Mustang hatte gar keinen gültigen TÜV, die Plakette wurde offenbar illegal besorgt und einfach aufgeklebt. Mir ist auch schleierhaft, selbst für unerfahrene Käufer, wie einem sowas passieren kann.
Es wurden dann über 12.000€ investiert, u.a. in ein neues Lenkgetriebe, eine Auspuffanlage (Magnaflow) inkl. Hosenrohre, Querlenker, Kreuzgelenke Kardanwelle vorne und hinten, Stoßdämpfer vorne und hinten, neue Scheiben, Blatt- und Fahrwerksfedern, Kühler, Hydraulik-, Heizungs- und Bremsschläuche, die Elektrik wurde neu gemacht, die Sitze komplett neu bezogen und undefinierbarer Bodenschutz entfernt sowie sämtliche mangelhaft ausgeführten Arbeiten korrigiert und mit neuem Unterbodenschutz und Wachs versehen.
Der Vorbesitzer ist sehr solvent, sodass es ihm da nicht um 1.000€ ging, er wollte den Wagen in gutem Zustand haben. Mir liegt ein Ordner mit Rechnungen vor, die deutlich über den genannten Betrag hinausgehen. Er sagte mir, er habe alles machen lassen, was nicht in Ordnung war außer ein paar kosmetische Sachen, die mir aber nicht dramatisch erscheinen.
Mir war klar, dass der Marktpreis nun wohl deutlich über dem Budget liegen würde, das ich bereit war für ein weiteres Auto auszugeben, das nicht einmal geplant war und doch wollte ich nun unbedingt so einen Mustang haben, zu sehr hatte ich mich zwischenzeitlich in die Materie eingearbeitet.
Er ist mir dann preislich sehr entgegen gekommen, sodass ich nun noch ausreichend Reserven habe, um die äußerlichen Mängel, wenn ich sie denn so nennen will, kurzfristig beseitigen zu lassen. Ich bin bei Autos sehr pingelig, sie müssen alle in tadellosem Zustand sein.
Als ich die Papiere bekam, fiel mir auf, dass damals falsche Leistungsdaten eingetragen wurden. Ich besorgte mir ein Datenblatt von der Dekra, womit ich beim TÜV die Daten korrigieren und bei Ummeldumg entsprechend eintragen ließ. Für hinten wurde mir komplikationslos ein kleines Kennzeichen (nach erneuter Begutachtung durch den TÜV) zugeteilt, am vorderen bin ich knapp vorbeigeschrammt. Das versuche ich aber auch noch zu bekommen. Wenn das nicht klappt, geht die Welt für mich auch nicht unter und ich kann zumindest vorne mit dem Kuchenblech leben.
Die erste Fahrt verlief gleich aufregend. Im Stau wanderte die Temperaturanzeige ganz nach rechts, sodass ich mich nicht traute weiterzufahren. Ein Schlepper vom ADAC dauerte drei Stunden. Nach einer Stunde Wartezeit entschied ich mich, es nochmal zu versuchen und das Problem trat dann auch nicht mehr auf. Vermutlich klemmte nur das Thermostat (was auch vor nicht allzu langer Zeit erneuert wurde). Im Gegenteil, eher habe ich jetztbdas Gefühl, dass der Wagen nicht richtig warm wird - sofern man der Anzeige einigermaßen Glauben schenken kann. Jedes Auto hat ja so seine Eigenarten, noch bin ich nicht sehr vertraut mit denen des Mustangs.
Den Öldruckschalter habe ich selbst repariert und eine neue Antenne verbaut. Wiedergabe über BT geht einwandfrei ( ich habe das Retrosound Radio), Radioempfang bekomme ich leider nicht. Ich vermute einen Defekt am Tuner, auch wenn das Radio noch nicht besonders alt ist.
Heute habe ich den Mustang in die Karosseriewerkstatt gebracht und warte auf Rückmeldung, inwieweit die paar Sachen - Stichpunkt thermoplastischer Lack - gemacht werden können. Für eine Komplettlackierung sind die Lackmängel meiner Meinung nach, bei aller Pingeligkeit, zungering. Danach geht der Wagen nochmal zum technischen Check zu einem Mustang-Spezi. Frischen TÜV hat er ohne Mängel eine Woche vor Übergabe bekommen.
Ich freue mich auf den Austausch mit euch und auf schöne, entspannte Ausfahrten

Sicher werde ich , gerade jetzt am Anfang, mit der ein der anderen Frage auf euch zukommen.
LG Weizenseppl