73er Mach 1 - Projekt Redemption

Hier kann jeder in einem eigenen Thread sein eigenes Restaurationsprojekt vorstellen.
Fragen rund um die Grundrestauration = Blech & Lack

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Kalle
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73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von Kalle »

Hallo zusammen,

nachdem mein 66er Coupé-Projekt “Pferdle” ein langer Lernprozess und finanziell objektiv ein absolutes Desaster war, hat es schon länger in den Fingern gejuckt ein neues Projekt zu starten und diesmal das Ganze etwas zielgerichteter zu betreiben. Frei nach dem Motto: einen Mustang zum Schrauben und einen zum Fahren.

Nachdem ich nun zeitlich nicht mehr in andere Projekte sowie die Promotion eingebunden bin, ging die Suche nach einer Projektbasis los, bzw. auf der Merkliste haben noch Einträge geschlummert.
Das Ziel war ein Projekt zu finden, das nicht lackiert werden muss. Auch wenn ich etwas Lust auf Blecharbeiten habe, will ich nichts, was sich erst Jahre zieht, bevor es gefahren werden kann. Also eine brauchbare Substanz, eher Arbeit an der Technik. Weitere Wunsch-Faktoren waren noch Servolenkung, Bremskraftverstärker, Automatik und ein wenig mehr Sicherheitsfeatures, also ein Mustang, der zum super gemütlichen Cruisen geeignet ist. Das Pferdle ist nach dem Umbau auf die Handschaltung zwar spaßig, aber doch etwas schwerer zu fahren.

Der 72er Mustang von meinem Mitstreiter hat eigentlich alle Wunschfeatures erfüllt, auch hat mir der Wagen auf den Probefahrt viel Spaß gemacht. Daher hat sich die Suche auf einen 71er bis 73er eingegrenzt, am liebsten als Sportsroof / Mach1. Mein Budget hatte ich erstmal eher niedrig ansetzen wollen, daher sahen die Chancen auf einen Mach 1 etwas Mau aus.

Bei Mobile ist dann ein weißer 73er Mach 1 H-Code (351C) aufgetaucht, sogar ziemlich in der Nähe von Hannover. Tja, was soll ich sagen: Hingefahren, eine Nacht überlegt und gekauft. Leider wurde der Wagen aus dem Nachlass eines Mustang-Enthusiasten verkauft, der ihn nicht mehr selbst fertigstellen konnte. Jedoch passte er dadurch in mein Budget.
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Interessanter Weise ist der Wagen schon seit 1991 in Deutschland, 1993 wurde sich um eine Zulassung bemüht. Jedoch ist der Wagen noch nie in Deutschland zugelassen worden und vermutlich auch kaum gefahren worden. 2022 wurde der Wagen nochmal verkauft und ist nun bei mir gelandet. Hier werde ich nochmal mehr zur Historie in Erfahrung bringen.

Das Projekt erfüllt auch genau das, was ich gesucht habe. Die Substanz ist super, nur das Fußraumblech hinten links wurde sauber getauscht und am Batterieblech wurde etwas improvisiert, das mache ich wohl nochmal neu. Sonst ist der Wagen 100% originales Blech, meiner Meinung nach unfallfrei, bis auf die Windschutzscheibe originales Glas. Der Innenraum braucht etwas Liebe, hat aber kaum Fehlteile. Der Lack ist bis auf die Tür der Fahrerseite auch vollkommen in Ordnung, zumindest wenn man weit weg steht.

Die Originalfarbe “Light Pewter Metallic” wäre auch klasse, daher ist der Wagen ein guter Kandidat für eine spätere Vollresto :D Der Marti Report attestiert noch die werkseitigen Optionen wie Klima, Servo, BKW, Konsole etc.
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Aber erstmal ist (war) der Plan, den Wagen mit minimalem Aufwand verkehrssicher zu machen und die Zulassung zu erledigen, danach häppchenweise die Details zu machen. Dadurch, dass der Wagen in den letzten 34 Jahren wenig bewegt wurde, ist noch vieles original. Kein echter Survivor und auch keine echte Zeitkapsel, aber auch keine Bastelbude wie vieles, was angeboten wird.

Also vorab Ölwechsel, Bremsen sowie ein paar Leckagen beheben. Nachdem ich festgestellt habe, dass der Motor ein 71er 351C 2V mit Flat Top Kolben ist, war erstmal kurz Freude da. Nachdem ich das Öldruckmanometer angeschlossen habe sowie einen Blick unter die Ventildeckel geworfen habe, ändert sich leider erstmal die Laune und der Zeitplan.

Der Wagen lief und wurde auch Probe gefahren, die Öl-Lampe war aus. Aber der Öldruck ist leider praktisch nicht-existent, die Motorspülung hat auch nichts gegen die Ölkohle anrichten können. Vielleicht hat jemand mal den Ölwechsel verschlampt, reine Spekulation :lol: Kompression hat etwas geschwankt, aber ist grundsätzlich da.
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Nach weiterer Inspektion ist aber alles noch Standardmaß, Lager sind original. Die Kurbelwelle sieht erstmal besser aus als gedacht. Die Zylinderwände sind scheinbar frei von tiefen Riefen. Alles weitere werde ich sehen, wenn der Motor draußen ist. Erstmal muss das ganze Geraffel ab, was ich mir ja so sehr gewünscht habe.
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Freu mich ab hier vom scheinbar ersten 73er-Projekt zu berichten!
Grüße Carl
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Flydoc65
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von Flydoc65 »

Moin Carl, freue mich weiter von der Resto des BigBody zu lesen ;)
LG Viktor
Mach1 69
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von Mach1 69 »

Servus Carl, ich lese ebenfalls gerne hier mit "sobald es vorangeht"👍🏼...
👍🏻Beste Grüße Heiko
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"72er Mach.1"🇺🇸
Wenn man jemanden gut leiden kann,dann DUZT man sich !! Ich finde das sollten SIE wissen ...!!
kelpo
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von kelpo »

Ich lese auch gerne mit. :D
Liebe Grüße

Mark
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mem
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von mem »

Interessant, das fast alle mit dem paint Code in den gleichen DSO gegangen sind...... Sammelbestellung 🤣🤷‍♂️??
http://www.early-mustang.de

Mengenlehre =
Wenn 5 Leute in einem Raum sind und 6 rausgehen, muß einer wieder reingehen, damit keiner drin ist..... :idea:

Martin (mem)
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Kalle
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von Kalle »

So, der Motor ist draußen, wie zu erwarten mit Licht und Schatten. Die Menge an Ölkohle ist definitiv rekordverdächtig, man überreiche mir einen Pokal.
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Mein größtes Problem ist leider ein “Spun Bearing” am 2ten Hauptlagerbock. Die Kurbelwelle ließ sich eingebaut noch super drehen, hatte das Problem nicht kommen sehen. Eine erste Vermessung hat zum Glück ergeben, dass der Block keinen Schaden genommen hat, so ist die Bohrung noch in Toleranz. Die Kurbelwelle hat an der Stelle jedoch etwa 0,05 mm bis 0,08 mm Verschleiß/Untermaß. Daher muss diese an den Hauptlagern geschliffen werden. An den Pleuellagern komme ich hoffentlich mit polieren davon.

Lagerzapfen des "Spun Bearing"
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Video:
https://photos.app.goo.gl/UZ1wsCYWkRTL3Dmv5

Die Kolbenbohrungen sind wie erhofft Standardmaß, theoretisch vom Maß noch am obersten Toleranzende, jedoch nicht von der Rundheit und Konizität. Daher muss wohl 0.020” Übermaß gebohrt werden, zumal auch ein deutlicher Rostansatz in einigen Zylindern zu erkennen ist. Immerhin mal keine gebrochenen Kolbenringe, ein Novum für mich.

Die Pleuel sehen zum Glück super aus, die Vermessung hat auch keine Abweichungen außerhalb der Toleranz ergeben.

Die Köpfe haben noch keine Ventilsitze verbaut, die Ventile/Führungen haben leider merkliches Spiel außerhalb der Toleranz. Die Ventilschaftdichtungen haben sich alle bereits komplett aufgelöst, dass der Motor keine Unmengen Öl verbaut hat ist mir unerklärlich. Ich muss also auch die Köpfe machen lassen. Hier hab ich natürlich noch die Option das Ganze nochmal hinten anzustellen oder mich nach bereits aufgebauten Köpfen umzusehen.
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Die Nockenwelle ist leider ebenfalls eingelaufen und hat an einigen Nocken sichtbar Hub verloren. Entsprechend sehen manche Hydros von unten auch nicht mehr toll aus. Kipphebel und Stößelstangen haben keinen sichtbaren Verschleiß gezeigt oder andere Probleme offenbart. Die Nockenwellenlager müssen neu, so viel Ölkohle wie sich auf der nicht belasteten Seite gesammelt hat, deutet das doch auf großes Lagerspiel hin.
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Anbauteile wie die Ölpumpe, Sieb, Antrieb sind noch original, ich werde die einfach mal zerlegen und anschauen, nach Möglichkeit retten was zu retten ist.

Die Aufbaupläne wären also:

Block säubern, prüfen
Block 0.020” bohren

Kurbelwelle Hauptlager 0.010” schleifen
Kurbelwelle Pleuellager polieren

Falls nötig:
Hauptlagergasse bohren
Kurbelwelle Pleuellager 0.010” schleifen

Neuteile:
Alle Lager
Stopfen
Kolben Flat top inkl. Ringe
Nockenwelle Serie oder mild ggf. inkl. Federn
Steuerkette Serie oder Double Roller

Falls nötig:
Ölpumpe inkl. Antrieb
Zündverteiler

Theoretisch läuft meine 2100 Vergaser super, wenn noch Budget offen ist würde ich aber eine 4bbl 2V Ansaugbrücke von Edelbrock verbauen zusammen mit einem 650cfm Edelbrock aus dem Regal. Da muss ich nochmal in mich gehen ob der Wagen komplett Serie bleiben soll oder hier und da vielleicht doch eine Leistungssteigerung angesagt ist.

Zuletzt habe ich noch dieses Stück von einem Alu-Druckgussteil in der Ölwanne gefunden, jemand eine Idee was das ist?
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Grüße Carl
ralfmann
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von ralfmann »

Hallo Kalle,
Ich würde da sofort an ein 406/408C Stroker Kit denken!
Die 2V Köpfe mit neuen Ventilführungen und Sitzen sowie neuen Ventilen (!) zu überholen ist auch nicht wirtschaftlich sinnvoll.
Gruß Ralf
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Kalle
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von Kalle »

Nach einem Stroker Kit hatte ich tatsächlich auch schon geschaut, finanziell ergäbe das ja sogar Sinn. Alle "Off the shelf" Kits habe ich jedoch nur in 0.030" und 0.040" Übermaß gefunden, da mein Block noch Standardmaß hat bräuchte ich einen Anbieter der mir ein Kit mit 0.020" Übermaß zusammenstellt oder zusätzlich andere Kolben. Ich würde beim Cleveland nur sehr ungerne ein Übermaß überspringen.

Für den Fall das ich mit der Stroker-Kit Idee weiterkomme bzw. als günstige und einfache Lösung hatte ich mir noch einen Satz 4V Köpfe (D1ZE, 4V Open Chamber) organisieren können. Die waren noch nie zerlegt (noch originale Ventilschaftdichtungen verbaut). Leider sind die Ventilführungen bei den Köpfen auch nicht mehr gut, daher ist eine "Plug&Play Lösung mit den 4V Köpfen leider hinfällig.

Ich säubere jetzt erstmal den Block und die 2V Köpfe, die sollten dann zum Entlacken und Säubern ins Säurebad. Ich würde aktuell eher Richtung 2V-Architektur tendieren, da ich einen zahmen Straßen Motor bauen will, mit klaren Fokus auf Drehmoment in Verbindung mit der Automatik. Ohne Stroker Kit bin ich da mit den 4V-Köpfen wohl fehl am Platz.
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Grüße Carl
ralfmann
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Re: 73er Mach 1 - Projekt Redemption

Beitrag von ralfmann »

Mit dem 0.020" Übermaß ist das beim Cleveland wirklich nicht so einfach. Summit wollte das damals bei mir auch nicht, über Jegs hätte das dann geklappt. Einfach den Support mal anschreiben. Wenn Du fündig wirst lass es mich gerne wissen, hätte dann auch Interesse.
Mit einem Stroker würden die 4V Köpfe auch eher Sinn machen!

Gruß Ralf
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