hier ein kleiner – von manchen länger erwarteter – Erfahrungsbericht zur Überholung des Lenkgetriebes. Eckdaten: Servolenkung, 289er, Gusskrümmer, kein BKV, Zweikreis-HBZ.
Ausbau:
Der Ausbau funktioniert wie im Shop Manual beschrieben. Das Lenkgetriebe kann in der oben beschriebenen Konfiguration über den Motorraum nach oben hin ausgebaut und entnommen werden solange kein BKV verbaut ist. Dann ist echt zu wenig Platz
Für den Ausbau muss, logisch, erst mal alles unten demontiert werden- Pitman Arm etc.
Genauso wie vom Innenraum her alles, inklusive Lenkstangenrohr, abgebaut werden muss.
Für den Pitman Arm, fragt nicht…., muss zwingend der richtige Ausdrücker/Abzieher verwendet werden, KEINE Gabel. Einen für alles passenden Abziehersatz habe ich für 45 € bei Amazon gekauft. Der von BGS - CTKSAW5-14 (https://www.amazon.de/Tragegelenk-Kugel ... pons&psc=1)
Nun müssen Krümmer und Ventildeckel weg. Dann ist genug Platz geschafft, dass das Lenkgetriebe mit starrer Lenkstange ausgefädelt werden kann. Achja, die Motorraumstrebe natürlich auch weg, versteht sich von selbst.
Das Disassembly des Lenkgetriebes war super easy- einfach nach Shop Manual vorgehen und es kann nichts passieren. Der Zusammenbau war auch überraschend einfach, genauso wieder nach Shop Manual vorgehen.
Die Lager werden mit einer passenden Nuss ausgeschlagen und wieder eingetrieben. Im Internet machte ich mich vorab natürlich etwas schlau und sah manche Tipps und Videos in denen das Lenkgetriebe im Ofen erwärmt wurde und die Nadellager im Gefrierfach gekühlt wurden um durch die Ausdehnung und folglich Größenunterschiede das Lager leichter eintreiben zu können. Ich hab´s ohne probiert, ging gut und easy.
Einstellen der Lagerspannung.
Tja, wer hat schon ein 300-Euro-Reibwertmesser daheim, der das Losbrechmoment des Lenkgetriebes zwischen 0,5 und 1 Nm anzeigen kann? Na ich hatte da jedenfalls keinen Bock drauf so viel Geld auszugeben. Was also tun? Ich hatte mir überlegt einen Hebel für die Lenkstange zu bauen, eine Federwaage zu nehmen und entsprechend der Hebellänge eine bestimmte Zugkraft, die dem gewünschten Drehmoment beim Losbrechen der Lenkstange entspricht, aufzuwenden. Hatte ich aber auch keinen Bock drauf wieder was zu bauen.
Also hab ich mir nach etwas Recherche bei Amazon den Proxxon 23343 Microclick Drehmomentschrauber MC2 für 0,4 – 2 Nm (https://www.amazon.de/gp/product/B00JVS ... UTF8&psc=1) gekauft. Damit habe ich die korrekte Lagerspannung eingestellt. Das Drehmoment wird am Schrauber eingestellt, an der Lenkstange angesetzt und die Adjusting Nut solange fester gezogen, bis der Schrauber gerade NICHT durchrutscht (ja er rutscht wirklich durch – kein Klicken, ist ziemlich cool). So habe ich den richtigen Punkt getroffen.
Gleiches Spiel beim Einstellen des Sector Shafts. Es empfiehlt sich das zu zweit zu machen. Einer dreht und der andere zieht die Adjusting Nut fester.
Im Grunde genommen war das der schwierigste Teil davon und selbst der war mit dem Proxxon Schrauber gut zu bewältigen.
- Proxxon.jpg (52.09 KiB) 1787 mal betrachtet
So, ein paar Fotos:
- Gear dirty.jpg (125.55 KiB) 1787 mal betrachtet
- Gear cleaned.jpg (74.66 KiB) 1787 mal betrachtet
- Gear cleaned all.jpg (89.22 KiB) 1787 mal betrachtet
- Lenkgetriebe sauber.jpg (54.77 KiB) 1787 mal betrachtet
Kommen wir nun zum Control Valve und Center Link….. ich hätte die Karre fast angezündet!
Nun, die Überholung des Control Valves ist auch kein Hexenwerk, nur nervte mich die unpräzise Angabe bzgl. der Bumper Spring und des Travel Regulator Stops sehr. Und zwar soll man den Travel Regulator Stop „securely tighten“. Naja, was ist das? Bei mir ist das superfest, bei anderen gerade so, dass es eben fest ist. Drehmomente sind mir da um Welten lieber.
Ich hab den Travel Regulator Stop jetzt einfach so fest gezogen, dass der Ball Stud sich nur noch schwer mit der Hand bewegen lässt. Soweit ich das verstand, ist der TRS auch ein essentieller Baustein in Lenkspiel.
Achtung Spoiler:
es läuft jetzt alles so direkt und gut, dass ich die kleinste Lenkbewegung auf die Straße übertrage.
Dann noch ein Punkt weswegen ich das System nochmal auseinander baute- mir waren Kegeldichthülsen schlichtweg unbekannt und ich konnte mit der Shop Manual Angabe, die Seats zu tauschen, nichts anfangen. Nach etwas externer Hilfe war mir das dann auch klar und ich orderte noch den Kegelhülsendichtsatz (https://www.rsb-parts.de/modell-1965/le ... ber=719640) und hab die Seats getauscht. Die alten Seats mit einem feinen Schraubendreher herausgehebelt und die neuen reingelegt. Fertig.
Nun gut, alles wieder zusammengebaut, Öl eingefüllt und Karre gestartet.
Alles dicht. Hab mich gefreut. Doch dann….links lenken geht leicht, rechts schwer. Schon ein bisschen Unterstützung durch die Servo, aber nicht viel.
Einstellen an der Centering Spring hab ich natürlich gleich versucht, aber: Null komma Null Verbesserung.
Ich überspringe jetzt mal die Tage in denen ich geflucht habe und komme zu dem Punkt an dem ich die Ursache fand:
Der Travel Regulator Stop hat über der erhabenen Stelle wo der Schraubenschlüssel angesetzt wird noch einen erhabenen Ring, der das Valve Spool betätigt. Diese erhabene Fläche läuft manchmal durch die jahrzehntelange Belastung ein und wird in solchen Fällen gerne mal bei einer Überholung durch Vorbesitzer abgeschliffen und durch eine passende 0,7 mm starke Beilagscheibe ersetzt (0,7 mm laut Randy von stangerssite, übrigens möchte ich Randy hier wirklich lobend erwähnen- er hat mir superfreundlich und ausführlich innerhalb ein paar Stunden geantwortet).
Hier sieht man die abgeschliffene Stelle ohne die dritte Ebene:
- TRS ground off.jpg (23.55 KiB) 1787 mal betrachtet
Tja, nach dem 3. Auseinanderbauen folgte das letzte Mal und ich hab die Beilagscheibe über den Bolzen geschoben, zusammengebaut und siehe da- alles funktioniert wie es soll.
Übrigens, wenn man auf den Ausbau des gesamten Lenkgestänges keine Lust hat und schlank ist, kann man das Control Valve auch unterm hochgebockten Mustang ohne Lösen des Pitman Arms ausbauen.
Hier auch noch ein paar Fotos:
- Power Steering gestrahlt.jpg (91.19 KiB) 1787 mal betrachtet
- Power Steering reassembled.jpg (125.06 KiB) 1787 mal betrachtet
Eventuell ist für den ein oder anderen hier was dabei was bei seinem akutem Problem über die SuFu zu diesem Beitrag führt und hilft.
Hier noch ein persönliche Erfahrung und Empfehlung zum Teile ordern.
Ich habe die Teile bei National Parts Depot geordert und werde es nicht mehr machen (außer ich bin gerade in den USA und kann sie mitnehmen). Das Material war zwar wie erwartet günstiger als in Deutschland, aber nach den ersten Transport- und Importgebühren von knapp 180 € kam 2 Wochen später noch eine Nachforderung von UPS über 23 €. Ärgerlich, denn wenn ich schon eine Zahlung für die Freigabe durch den Zoll an UPS schicke, dann erwarte ich auch eine korrekte Erstberechnung. Damit aber nicht genug- der Power Cylinder den ich orderte war innen festgerostet. Mit enormen Kraftaufwand und einem Schraubstock konnte ich den Ram losbrechen und mit etwas ATF-F dann immer besser leichtgängig machen. Dennoch spürte ich „Nasen“ innen drin beim rein- und rausziehen. Positiv anmerken möchte icih aber den unkomplizierten Support bei NPD-Link durch Roy Jensen der mir sofort gegen Übernahme der Zollgebühren kostenfrei einen neuen Power Cylinder schickte. Blöd nur, dass ich letztendlich wieder um die 40 € zahlen musste (Zoll schlägt ja auch noch einen Bearbeitungsgebühr drauf).
Somit ist für mich klar, dass ich in Zukunft wieder bei RSB einkaufen werde. Das ganze Hickhack, besonders auch mit Garantieaustauscherklärungen für UPS und Zoll, sind mir zu doof.
So, das wars erst mal.
LG Achim
.
