Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Fragen zu bestimmten Modelljahren 1964-1973, Entwicklungen, Sondermodellen

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timacheins
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Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von timacheins »

Ich hatte heute auf der Retro Classics in Stuttgart das Glück, einen original belassenen 1973er Mach 1 Sportsroof genauer inspizieren zu dürfen. Der hatte nur 55 tkm auf der Uhr und war bis auf eine dokumentierte Ausbesserung noch in einem unrestaurierten Zustand. Ein Fest :mrgreen: Der Verkäufer aus Belgien war sehr nett und lies mich alles dokumentieren. Was ich erstaunlich und gleichzeitig beruhigend fand: der originale Auslieferungszustand war erstaunlich schludrig!!!

Ich hatte ja schon bei meiner Resto an diversen Stellen entdeckt, dass da schon von Werk nicht alles genau genommen wurde. Beispielsweise die originalen Ventildeckel, der Charcoal Canister und auch der Motorraum wiesen z.T. nicht unerhebliche (und nicht vom Vorgänger verursachte) Lackfehler wie Läufer und Lacknasen auf! An der Kante der linken Seitenwand zum Heckfenster hin, wo die Zierleiste eingelassen ist, auch ein komischer Spalt, der nicht so ganz in die Linie passt. Habe mich schon darüber geärgert, dass der Vorgänger da beim Vorarbeiten zur Lackierung nicht sauber gearbeitet hat. Wie kann man nur so blöd sein - dachte ich... ABER!

Dieser Mustang auf der Messe hatte das auf beiden Seiten! Auch die Lackqualität variierte erstaunlich - Hochglanz-Daimler-Qualität war das aber nicht... Der Hammer ein Läufer auf der linken Kotflügelverlängerung. Aber ein Original-Sticker von der Lackqualitätsabnahme im Motorraum :mrgreen: Läufer im originalen Motorraum und auf den Ventildeckeln - wie bei mir! Der Kleber der Zündzeiteinstellung war direkt auf den Deckel geklebt. Hab ich so nur einmal gesehen - gibt also insgesamt 3 Stellen, welche je nach Laune des Arbeiters vorkommen können. Die dritte ist rechts an den Cowls.

Ein weiteres Schmankerl war das original! fehlende Mustang-Emblem auf der linken Seite. Auch die Ränder der Streifen um die vorderen Blinker in den Kotflügel hochinteressant - schon im offiziellen Mustang-Prospekt von 73 gab es 2 verschiedene Varianten - es gibt also beides und beides kann richtig sein. Auch die Antenne beruhigt mich - diese ist ebenso original wie meine. Hätte ich nicht gedacht, da rund, aber die gängige 71-73-Variante eckig zu sein hat. Denkste - gab es also auch in den letzten Monaten der Herstellung - meiner ist auch von April, wie dieser!

Damit möchte ich einfach sagen: unsere heutigen und gängigen Restaurationsbemühungen, die wir hier (meist) anstreben und (meist) erreichen, übertreffen oft bei weitem die Qualität der damaligen Auslieferungen! Macht euch also nicht so den Kopf - im Zweifelsfall kann es doch so sein, dass es original so war. Auch wenn es nicht im Marti oder sonstwo steht - der örtliche Dealer hat bei Auslieferung auch oft noch ein Wörtchen mitgeredet und mit dem Schraubenzieher gespielt. Ein gutes Beispiel: die Front- oder Heckspoiler. Diese sind auch nirgends vermerkt, konnten aber sozusagen als Dealer-Option installiert werden. Damit auch original! Und wenn euch mal ein Lack-Läufer im Laufe der Restaurierung passiert, dann hey! Cool bleiben! Nicht ärgern! Das ist originaler als vieles, was da draußen so rumfährt :mrgreen: Eine gute Argumentationsgrundlage auf Treffen und all die Besserwisser da draußen... :P

Doch nun die Bilder:

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Viele Grüße und einen schönen Sonntag,

Tim
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mustang88gt
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von mustang88gt »

Hi Tim.

Vielen Dank für den Bericht und die Bilder.

Also kann ich nun guten Gewissens bei den kleinen Makeln an meinem 69er denken: "War vielleicht schon ab Werk so..."

8-) 8-) 8-) :mrgreen:

En Gruess us Einsiedeln / CH

Urs
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timacheins
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von timacheins »

Hallo Urs,

genau so :mrgreen: 8-) :D

Viele Grüße in die Schweiz,

Tim
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Urmel
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von Urmel »

timacheins hat geschrieben:Was ich erstaunlich und gleichzeitig beruhigend fand: der originale Auslieferungszustand war erstaunlich schludrig!!!
...
Ich hatte ja schon bei meiner Resto an diversen Stellen entdeckt, dass da schon von Werk nicht alles genau genommen wurde. Damit möchte ich einfach sagen: unsere heutigen und gängigen Restaurationsbemühungen, die wir hier (meist) anstreben und (meist) erreichen, übertreffen oft bei weitem die Qualität der damaligen Auslieferungen!
Viele Grüße und einen schönen Sonntag,

Tim
Meine Rede. Dafür werd ich zwar auch immer wieder böse angeguckt, aber macht euch doch einfach mal von der Vorstellung frei, dass unsere geliebten Autos alle samt und sonders perfekt vom Band liefen!
Erstens war die Produktion vor mittlerweile 50 Jahren nicht auf dem Stand, auf dem sie heute ist - das betrifft sowohl die Fertigungstoleranzen als auch die Qualitätskontrollen.
Und zweitens wurden die Autos (dem großen Erfolg des Mustangs geschuldet) u.U. halt mal etwas schneller als geplant gebaut und zu den Händlern geschoben, einfach um die Nachfrage zu befriedigen. Dass dabei die Qualität auf der Strecke bleibt, ist logisch.
Drittens kam es wohl öfter vor, dass die Kollegen am Band die Teile verbaut haben, die halt gerade da waren. Wenn das leicht abweichende Bauteile waren (z.B. von einem Alternativlieferant oder aus einer anderen Charge), dann war das halt so. Immer noch besser, als die Fahrzeuge auszuschleusen, um auf die Teile zu warten oder im schlimmsten Fall das ganze Band zu stoppen, weil Teile fehlen. Das ist heute noch der Super-Gau für Fahrzeughersteller und Lieferant und bringt alle Beteiligten ganz gewaltig ins Rotieren.

Der langen Rede kurzer Sinn: wer also bei einer Restauration auf Spaltmaße und dergleichen abzielt, wie sie heute im Automobilbau üblich sind, der macht sich das Leben ein kleines bisschen zu schwer.

Schönen Gruß,
Kai
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timacheins
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von timacheins »

Urmel hat geschrieben: Meine Rede. Dafür werd ich zwar auch immer wieder böse angeguckt, aber macht euch doch einfach mal von der Vorstellung frei, dass unsere geliebten Autos alle samt und sonders perfekt vom Band liefen!
Erstens war die Produktion vor mittlerweile 50 Jahren nicht auf dem Stand, auf dem sie heute ist - das betrifft sowohl die Fertigungstoleranzen als auch die Qualitätskontrollen.
Und zweitens wurden die Autos (dem großen Erfolg des Mustangs geschuldet) u.U. halt mal etwas schneller als geplant gebaut und zu den Händlern geschoben, einfach um die Nachfrage zu befriedigen. Dass dabei die Qualität auf der Strecke bleibt, ist logisch.
Drittens kam es wohl öfter vor, dass die Kollegen am Band die Teile verbaut haben, die halt gerade da waren. Wenn das leicht abweichende Bauteile waren (z.B. von einem Alternativlieferant oder aus einer anderen Charge), dann war das halt so. Immer noch besser, als die Fahrzeuge auszuschleusen, um auf die Teile zu warten oder im schlimmsten Fall das ganze Band zu stoppen, weil Teile fehlen. Das ist heute noch der Super-Gau für Fahrzeughersteller und Lieferant und bringt alle Beteiligten ganz gewaltig ins Rotieren.

Der langen Rede kurzer Sinn: wer also bei einer Restauration auf Spaltmaße und dergleichen abzielt, wie sie heute im Automobilbau üblich sind, der macht sich das Leben ein kleines bisschen zu schwer.

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Pat56
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von Pat56 »

Teile da leider nicht eure Meinung.

Wir wissen alle, dass unsere Autos zum Teil erschreckend gebaut worden sind.
Hatte mal eine Corvette mit originalen 9 Meilen gefunden. Das war kein bisschen besser.

Aber ich finde es völligen Quatsch sein Auto genauso schlecht "zurück zu restaurieren".
Wenn man damit anfängt, dann bitte richtig. Und nicht mit nachgemachten Sprühnebel, schiefen Spaltmaßem und so einen Quatsch.

Habe mir den R-Code auf der Messe angeschaut. (Träume Wagen)
Wer gibt den bitte so viel Geld für ein "Original schlecht restauriertes" Auto aus?
Entweder er ist "Original" oder eben nicht.
Und wenn er nicht original ist, dann muss man einem nicht vorgaukeln etwas zu sein, was es nicht ist.

Das ist der Grund wieso der Wert eines Mustangs so langsam steigt.(im Vergleich zu anderen Oldtimern).

Zum 73er:
Top Kiste, bitte so lassen. Die ist echt cool.
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timacheins
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von timacheins »

Pat56 hat geschrieben: Aber ich finde es völligen Quatsch sein Auto genauso schlecht "zurück zu restaurieren".
Wenn man damit anfängt, dann bitte richtig. Und nicht mit nachgemachten Sprühnebel, schiefen Spaltmaßem und so einen Quatsch.


Ich glaube, du hast da was falsch verstanden...

Es ging nicht darum, sein Auto jetzt schlecht zu restaurieren, damit es um so authentischer aussieht. Das wäre natürlich völliger Quatsch! Das mache ich natürlich auch nicht - bin ja nicht bekloppt, bei der Mühe, die ich mir mache! Meine Ventildeckel haben keine Lacknasen, auch wenn die original welche hatten und die vom 73er auf der Messe auch. Finde ich auch schöner so und macht mich vom Arbeitsergebnis zufriedener.

Mir ging es nur darum, darzustellen, dass der heißgeliebte, vergötterte Mustang von Werk eben auch nur sehr "menschlich" zusammengebaut wurde, was mit heutigen Standards nicht zu vergleichen ist. Dass es deshalb sein kann, dass Autos der gleichen Baureihe, des gleichen Baujahres und des gleichen Baumonats eben scheinbar willkürlich Unterschiede in den Merkmalen aufweisen können und das eine Auto deshalb nicht gleich ein "Fake" sein muss. Dass manche Spuren, die man zuerst verärgert dem nachlässigen Vorbesitzer zuschreibt, sich dann als doch original erweisen. Und dass Perfektionismus, wie ich ihn auch inne habe, zwar grundsätzlich eine tolle Sache ist, aber einen trotzdem nicht davor bewahren kann, dass es nicht ganz so 100% wird, wie man es sich vorgestellt hat. Man deshalb dann nicht gleich wieder frustriert das Teil oder die ganze Karre abschleifen muss, sondern vielleicht etwas gelassener an die Sache rangehen kann und sich sagt: "och, ist doch gar nicht so schlimm - früher waren die vom Band auch nicht besser".

Das wollte ich - mit ein wenig Ironie und Spaß verpackt - damit eigentlich bloß sagen. Und mit dem 73er ein anschauliches Original-Beispiel dafür geben. Der sollte natürlich auch so bleiben wie er ist - auch wenn mich beispielsweise die Lacknase an der Kotflügelverlängerung stören würde, selbst wenn es original ist. Faszinierend ist das aber schon - dass es die sogenannte "Ami-Qualität", wie man sie auch heute oft bei dort "restaurierten" Fahrzeugen sieht, eben teilweise schon von Werk gab und das sozusagen "kulturhistorisch verankert" ist. Und ich hatte für mich und meinen 73er ein prima Vergleich - wann sieht man schon mal einen 73er, an dem nicht schon jemand rumgepfuscht hat?!? Eben... ;)

Grüße

Tim
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von momentum »

Schöner Beitrag.

Ich habe mich auch lange in vieles reingelesen und die Concourse Foren durchstöbert, nur um in Erfahrung zu bringen, welche Farbcodes manche Teile hatten. Aber das ist schon wirklich krass, was hier so in den Judge Sheets steht. Und um das noch zu toppen, versuchen einige herauszufinden, wie gross der Kollege war, der den Motorraum auslackiert hat, da dies wohl Einfluss hatte auf den Farbübergang im Getriebetunnel.
¯\_(ツ)_/

Original restaurieren heisst dann u.a. auch, dass so gut wie kein Rostschutz vorgenommen wird und im Innenraum einige Ecken im oberen Bereich noch nichtmal einen Lackauftrag haben dürfen. Da es dort im Original auch keinen gab.

Sicher nicht so schlimm fürs sonnige Kalifornien, bei unserer Luftfeuchtigkeit und Regendichte müsste so ein Auto jedoch in einer speziellen Klimakammer aufbewahrt werden, um die Substanz zu erhalten.


Stürmische Grüsse

Martin
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von T5owner »

Original schlecht restauriert ist gar nicht so abwegig.
Man ist ja schon so weit, daß bei manchen Original-Shelbys dem Lacker der Auftrag gegeben wird, das genauso zu machen wie damals, das heißt, Overspray wo es hingehört, Nasen, wo sie passieren können und dürfen, max. ein paar Minuten Sprühpistole drüber und fertig ist ein "originaler Resto-Lack", wenn es sein muß sogar den alten Gift-und Galle-Lack (in versteckten ländlichen Garagen in England). Sowas kostet dann sogar mehr als ein gut aufgebauter Wasser-Lack von heute.
Wolfgang
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Re: Qualität von Werk aus am Beispiel eines 1973 Mach 1

Beitrag von Pat56 »

Tim,
Das war auch kein Angriff auf deinen Beitrag. :D

Wolfgang,
Genau das finde ich völligen Quatsch.
Und wenn man sich den Oldtimermarkt anschaut sind es nur die Amis, die so einen Quatsch mögen.

Ich merke allerdings, dass ich ein Vielfaches mehr für meine Autos bekomme als für so ein "pseudo Original restauriertes" Fahrzeug aus den USA.
Hier in Europa ist der Markt noch normal und bezahlt die Qualität (zum Glück).
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