so, nach dem gestrigen Wahnsinns-Tag ein Update von mir

Um es vorweg zu nehmen: das Pferdchen hat seinen Besitzer gewechselt und steht nun wohlbehalten in Lörrach

Der Weg dahin ist allerdings eine Erzählung wert. Wie gesagt stand das Fahrzeug in München, ca. 4,5 Stunden Fahrt von mir entfernt. Meine beiden Eltern haben mich begleitet, mein Vater schraubt beruflich selbst an alten Fahrzeugen und hat einiges an Erfahrung, und meine Mutter damit wir uns bei der Rückfahrt mit den zwei potentiellen Fahrzeugen bei Müdigkeit abwechseln können. Wir sind um 4:45 in Lörrach losgefahren, damit wir gegen 10:00 Uhr vor Ort eintreffen, wo Harry dann dazugekommen ist. Die Hinfahrt hat soweit auch gut funktioniert, keine Staus oder Verzögerungen, Harry war 5 Minuten vor uns da

Dann die erste Begutachtung beim Verkäufer. Wir waren von Beginn an misstrauisch da der Preis recht tief war und wir bereits von einigen Dingen wie der Handbremse oder dem potentiellen Leck am Wärmetauscher wussten. Leider hatte es davor geregnet und der Wagen stand draußen, sodass wir Kratzer oder Risse im Lack schlecht sehen konnten. Von außen und innen machte das Fahrzeug dann aber einen überraschend guten Eindruck, die Karosserie war in top Zustand (wir hatten ein Lackmessgerät dabei) und der Innenraum sah sehr gepflegt aus. Der Motor lief ruhig und hatte einen schönen Sound (wie zu erwarten

Wir hatten dabei den Plan, zu einer nahegelegenen DEKRA-Prüfstelle zu fahren, den Wagen hochzuheben und eine "Fake" HU zu machen, einfach um sicherzugehen. Der Verkäufer hat das zum Glück mitgemacht. Die Hinfahrt bei durchgehendem Regen war für mich etwas besonderes, da ich noch nie so ein altes Fahrzeug, geschweige denn solch einen Dampfhammer, gefahren bin. Das war alles so neu und überwältigend, dass ich die gar nicht realisieren konnte was gerade passiert

Gott sei Dank war vor uns niemand an der Reihe, sodass wir gleich in die Halle fahren konnten. Der Prüfer war sehr locker und vom Auto angetan ("Wenn meine Frau nicht wäre würde ich das Teil selbst kaufen") und hat keine weiteren außer den bekannten Mängeln festgestellt. Bremsleistung, Beleuchtung, Unterboden; alles funktionierte gut und er sah sehr sauber von unten aus. Bei der Handbremse ist wohl nicht der Seilzug, sondern die Ratsche am Pedal defekt.
Mit dem Wissen sind wir zurückgefahren und haben den Deal gemacht. Der Verkäufer wollte das Geld als Blitzüberweisung, also war ich vorher bei meiner Bank und habe das Limit erhöhen und das Konto freigeben lassen. Natürlich hat dies dann beim Verkäufer nicht funktioniert, aus irgendeinem Grund konnte ich keinerlei Sofortüberweisungen (nicht mal 1€) ausführen, nur als Standart. Und versuche mal, an einem Samstag jemanden bei einer Bank zu erreichen... Habe mich schon ohne Mustang nach Hause fahren sehen

Der Verkäufer war dann aber sehr flexibel und hat mir angeboten, 10.000€ in bar vorauszuzahlen, den Rest dann als Standard-Überweisung. Also sind meine Eltern und ich los in die Münchner Innenstadt, Bankfilialen abklappern. Doof nur, dass jede unserer EC-und Kreditkarten ein Tageslimit von 1.000€ hatte... Letzlich haben wir 3 Banken und 2 Supermärkte abgeklappert, in den Supermärkten pro Person für 10€ irgendwelche Sachen gekauft um dann 200€ auszahlen zu lassen - am Ende kamen wir bei 8.200€ raus

Da war es dann schon 15:00 Uhr und wir waren kurz davor, aufzugeben (oder weitere Supermärkte abzugrasen), doch glücklicherweise haben dem Verkäufer die 8.000€ dann gereicht. Nachdem das dann bezahlt und der Rest überwiesen wurde und wir den Papierkram erledigt hatten, ging es endlich um 15:45 los in Richtung Heimat, mit 4 - 5 Stunden Fahrtzeit noch vor uns. Die Rückfahrt lief dann auch ganz gut, wir mussten erst durch die Münchner Innenstadt. Die Blicke der Leute waren unglaublich - ich bin es ja gewohnt das sich so mancher nach meinem 2014er Mustang GT umdreht, aber bei diesem Gefährt ist die gewonnene Aufmerksamkeit unendlich viel höher. Viele Daumen hoch und zustimmendes Nicken, hat mich doch überrascht.
Nach ca. 1 Stunde und leichtem Regen ist dann der Scheibenwischer auf der Autobahn stehen geblieben, während sich in der Ferne bereits dunkle Unwetterwolken aufbäumten. Falls ihr in den Nachrichten etwas von Überflutungen und Unwettern in Österreich und Bayern gelesen habt - wir waren live dabei!

Ein Wolkenbruch nach dem anderen, die Straße war eigentlich nicht mehr zu sehen, einige Fahrzeuge auf der anderen Fahrbahnseite sind bereits liegengeblieben. Drei mal sind wir in einen Wolkenbruch gekommen, und das ohne Scheibenwischer. Mein Vater und ich hatten uns abgewechselt, sodass es uns beide mal erwischt hat. So einen Regen haben wir bisher nur 1 oder 2 Mal erlebt, und dann ausgerechnet in einem 53 Jahren alten Ami ohne Scheibenwischer und mit undichter Heckscheibe - davon werden wir noch lange reden

Jedenfalls verlief die restliche Rückfahrt problemlos, das Pferdchen zieht wahnsinnig gut und läuft sehr ruhig. Die Straßenlage ist auch toll, es hat einfach Spaß gemacht. Wir kamen dann gegen 21:00 Zuhause an, total fertig und verspannt. So langsam setzt die Realisierung bei mir ein, und damit auch das breite Grinsen im Gesicht. Jetzt kümmere ich mich erstmal um die wichtigen Dinge für den TÜV, danach werden die Kleinigkeiten schrittweise angegangen.
Bei der Gelegenheit will ich Harry nochmals danken: dafür das du dir die Zeit genommen hast und so weit gefahren bist! Dein Wissen war extrem hilfreich, all dies fehlt uns halt noch komplett (vor allem mir). Und auch danke an alle, die hier geantwortet haben und mir Tipps und Tricks genannt haben, ich weiß das sehr zu schätzen.
Anbei noch zwei Bilder von der Raststätte in der Schweiz, nahe Bodensee.
VG
Andreas