Letzten Sonntag habe ich meine erste Ausfahrt nach einem halben Jahr Schrauben genießen können – das erste Mal, dass keine komischen Geräusche, Zeigerausschläge oder andere Blähungen auftraten – purer Genuss. Mann, war das geil – das Grinsen ging bis heute nicht mehr weg! Das war die endgültige Bestätigung, diesen Wagen zu haben!
Ich möchte diesen Thread der langfristigen und behutsamen Restauration meines Mustangs widmen. Dabei wird alles so original wie möglich gehalten, aber ich verschließe mich auch nicht vor zeitgemäßen Modifikationen. Ganz „back to the roots“ möchte ich auch nicht – manches modifizierte hat auch durchaus seinen Sinn und würde den Spaß doch schmälern. Neue Arbeiten werde ich hier immer wieder aktuell einfügen, um euch auf dem Laufenden zu halten.
Alle Arbeiten mache ich selbst – aber mit z.T. großer Unterstützung meines lieben Freundes Oliver (Oliver70), den ich durch dieses Auto gewonnen habe und dem ich an dieser Stelle danken möchte für sein Engagement, seine Ausdauer, seine Zeit und unsere Freundschaft. Ohne ihn wäre ich lange nicht so weit gekommen und um viele Erfahrungen sowie Lernprozesse ärmer. Aber wie sagt er so schön: zu zweit schrauben ist einfach schöner! Recht hat er – es ist ein Geben und Nehmen...
Danke auch meiner Frau, die mir die Zeit lässt, das alles zu tun, mir hilft und sich auch noch mit mir freut!
Hier die Story:
Der Kauf war das Eine – die Unterkunft das andere.
Hier ein paar Bilder beim Vorbesitzer Markus direkt nach dem Kauf:





Bevor ich den Mustang richtig unterstellen konnte, musste ich mir erst eine Werkstatt in einer Halle bauen.
Zum Glück konnte ich das Fahrzeug bei einem anderen guten Freund, dem Marc, unterstellen, bis ich sie fertig hatte. Danke auch an ihn an dieser Stelle für 2 Monate kostenloses Parken in der Tiefgarage. Nur deshalb konnte ich ihn schon vorher holen und die ersten Schrauben drehen. Hier das Bild meiner ersten Fahrt vom Verkäufer, dem Markus, in sein neues Zwischen-Zuhause – es lief alles glatt und ich war überglücklich. Meine Frau fuhr hinterher mit einem Auto voll von Ersatzteilen:

Hier die Bilder der Werkstatt, vorher und nachher:





Ein Tag vor Wintereinbruch war es endlich soweit – hier das erste Bild mit Mustang in der Garage kurz nach 20 Uhr abends – in der Nacht fing es an, zu schneien:

Zuerst ging es an die inneren Werte, da das Auto nicht so lief, wie es eigentlich sollte. Also kam zunächst der nachträglich eingebaute Edelbrock-Vergaser mit manuellem Joke wieder runter. Zu dem Auto dazu bekam ich einen originalen Autolite 4300 D, den mir der Oli überholt hat.

Auch tauschte ich ziemlich bald das hässliche Nachrüst-Lenkrad durch das originale Mach 1 - Lenkrad nach einer ausgiebigen Grundreinigung - der originale Hurst-Schaltknauf kam auch wieder an seinen Platz


Dann änderte ich die Zündung zu einem Pertronix I-System - hier ist das "Original" Autolite System zu sehen - wirklich original war eine Dual-Unterbrecherkontaktanlage - aber diese macht ihre Arbeit jetzt auch gut ...


Die original Ansaugspinne war nicht mehr vorhanden, aber die eingebaute Offenhauser aus Aluminium schien so schlecht nicht zu sein. Zusammen mit den Old-School Ventildeckeln passte das auch optisch. Zwischen Vergaser und Ansaugspinne kam dann noch ein 4V-Spacer, um dem Ganzen noch etwas mehr Flow zu geben.

Das Auto bekam ein Grundsetup, schien aber nicht so zu laufen, wie es könnte und wollte. Auch die Kaltstarts waren sehr schlecht. Da man etwas Flüssigkeit aus dem Bereich der Ansaugspinne heraustreten sah, wurde die Ansaugspinnendichtung komplett ersetzt. Beim Auseinanderbauen bemerkte man, dass die Ansaugspinne gar nicht richtig fest saß...



Nach vielen Stunden Arbeit und guter Hoffnung lief der Wagen wieder nicht so richtig gut an. Beim Probelaufen sahen wir, wie Wasser zwischen dem linken Zylinderkopf und dem Block lief... Das war kein gutes Zeichen und der Entschluss schnell gefasst: Motor wieder aus, Köpfe runter!



Darunter bot sich zum Glück ein erfreuliches Bild – die original Hohnspuren an den Zylinderlaufflächen waren noch gut zu erkennen und der Block wurde noch nicht überarbeitet. Die Zylinder selbst sahen auch gut aus. In einem sahen wir ein Stück Metall wie von einem Vergasergestänge – schnell raus damit! Die Kompression hatten wir schon vorher gemessen – alles zwischen 10 und 11 bar, also noch gut in Ordnung ohne Ausreißer. Das Wasser schien zum Glück nur nach außen gegangen zu sein – puh...!
Fertig zum Reinigen:


Die Kopfe selbst entpuppten sich als closed chamber 4V von 1970, einer der ersten Cleveland-Köpfe für die 71er. Da muss sich zumindest bei der Auswahl der Komponenten vor vielen Jahren einer was gedacht haben. Leider gingen auch die Köpfe viel zu leicht herunter. Die Schrauben für die original Krümmer aber zum Glück auch. Die Ventilführungen wurden schon mal gebuchst – leider nicht so gut – 2 Risse an den originalen und die Toleranzen waren auch nicht so perfekt. Nach langem Überlegen beschlossen wir, das so zu lassen, aber stärkere Ventilfedern vom Boss einzubauen, um das ein wenig auszugleichen.








Die Rückseite bzw. die Ventile zeigten, dass das Auto wohl die letzten Jahre wie schon befürchtet immer nur sehr kurz und dann zu fett bewegt wurde. Eine Millimeter dicke Schicht an gepresster Kohle! Also zuerst einmal runter mit dem Dreck und dann die Ventile raus. In einem Kopf fanden sich auch eine recht große Zahl feiner Drähte – Reste eines aufgelösten Öldeckels und seines Drahtsiebes – es schadet wirklich nicht, nach dem rechten zu schauen...




Die Köpfe und Ventile wurden alle gesäubert, nachgedreht sowie der Ventilsitz ebenfalls.








Wo wir schon die Köpfe runter hatten, kam dem Oli die Idee, die Ansaugkanäle nachzuarbeiten bzw. zu polieren. Ich war erst skeptisch, aber in Anbetracht dessen, dass ich noch mal ein Paar 4V closed chamber Köpfe in gutem Original-Zustand von 1971 da liegen hatte, ließ ich ihn gewähren





Alles schön saubergemacht:


Dann entschieden wir uns, die stärkeren Boss-Ventilfedern einzubauen - unglücklicherweise erst, nachdem wir schon die Köpfe wieder drauf hatten... :sorry: Warum einfach

Ein frisches Set original Motorcraft Zündkerzen ist sicherlich auch nicht schlecht

Alles wieder zusammengebaut und mehrmals richtig festgezogen – dann kam der große Moment:

Die Kiste sprang sofort an und lief wie die Sau!!! Endlich, der Hammer und ich war überglücklich! Problem gelöst!
